3. November 2022 - Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg / Wirtschaftsförderung Brandenburg
Wirtschaftsminister Jörg Steinbach hat heute drei Zuwendungsbescheide in Höhe von insgesamt nahezu 9,2 Millionen Euro für das Vorhaben H2BAR übergeben. Mit der Umsetzung dieses Vorhabens wird ein erstes regionales Cluster im Bereich grüner Wasserstoffmobilität in Nord-Ost-Brandenburg realisiert. Steinbach bezeichnete H2BAR als „ein Paradebeispiel der Sektorkopplung“, mit dem die Energiewende kräftig vorangetrieben werde. Der Minister setzt sich seit Jahren für das hürdenreiche Projekt zur Umstellung des Schienenpersonennahverkehrs auf der Heidekrautbahnlinie auf Wasserstoff-Brennstoffzellenzüge ein.
Minister Steinbach: „Brandenburg treibt mit seinen innovativen Unternehmen die Energiewende aktiv voran – und das nicht nur im Stromsektor, sondern auch bei der Mobilität. Bereits seit der Jahrtausendwende ist Brandenburg eine führende Energieregion beim Ausbau der erneuerbaren Energien und der Gestaltung der neuen Energiewelt. Seit rund einem Jahrzehnt treiben Unternehmen und Landesregierung auch die Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität sowie die Power-to-X-Technologien voran. Das Heidekrautbahn-Projekt verdeutlicht, wie die für die Energiewende so wichtige Sektorenkopplung in der Mobilität funktionieren kann. Ich bin überzeugt, dass Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien zukünftig eine entscheidende industriepolitische Wirtschaftskraft entfalten werden.“
Was umfasst das Projekt H2BAR? Die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) plant die Umstellung des Zugbetriebs auf der Streckenführung der Heidekrautbahn (RB 27) auf wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Triebzüge. Außerdem sollen Busse und Abfallsammelfahrzeuge auf Wasserstoffbetrieb umgestellt werden. Zudem wird der für dieses integrierte Sektorenkopplungsvorhaben benötigte Wasserstoff zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen und regional erzeugt werden. Bereitgestellt wird der Wasserstoff über eine neu zu errichtende Tankstelleninfrastruktur. Um einen reibungslosen Betrieb der Fahrzeuge auf der Schiene und der Straße zu gewährleisten, werden zudem Werkstätten umgerüstet und ergänzt.
Die Gesamtinvestitionen für das Vorhaben H2BAR belaufen sich auf rund 110 Millionen Euro. Über Richtlinien des Bundes wird das Vorhaben mit rund 25 Millionen Euro unterstützt. Hinzu kommt eine Landes-Kofinanzierung über den Zukunftsinvestitionsfond (ZiFoG) in Höhe von voraussichtlich bis zu 20 Millionen Euro. Minister Steinbach hat davon heute drei Förderbescheide in Höhe von 9,2 Millionen Euro überreicht.
Rund 5,6 Millionen Euro erhält die Enertrag Energiewerk Barnim GmbH & Co. KG für die Errichtung eines Wasserstoffwerkes und einer Tankstelle zum Aufbau einer regionalen H2-Versorgung. Auf gut 3,3 Millionen Euro beläuft sich der Zuwendungsbescheid für die Barnimer Energiebeteiligungsgesellschaft mbH (BEBG), um eine Tankstelle zur Versorgung von Schienen- und Straßenfahrzeugen mit erneuerbarem Wasserstoff zu errichten. Und rund 250.000 Euro bekommt für Barnimer Busgesellschaft mbH, um zwei Arbeitsstände für die Wartung wasserstoffbetriebener Fahrzeuge in ihren Werkstatthallenneubau zu integrieren.
Partner von H2BAR sind: die Niederbarnimer Eisenbahn-AG, deren Tochtergesellschaft NEB Betriebsgesellschaft mbH den Zugbetrieb auf der Heidekrautbahn (RB27) sowie zehn weiteren Regionalbahnlinien in sieben Brandenburger Landkreisen durchführt, die ENERTRAG SE, die landkreiseigene Unternehmensgruppe Kreiswerke Barnim GmbH (KWB), die ebenfalls landkreiseigene Barnimer Busgesellschaft mbH (BBG), das Wasserstoff- und Speicherforschungszentrum der BTU Cottbus-Senftenberg und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR), die das Pilotprojekt wissenschaftlich begleiten, und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB).
WFBB stärkt mit neuer Stabstelle die Position von Brandenburg als neuem Zentrum Moderner Mobilität
Anlässlich seines Besuchs begrüßte Minister Steinbach zugleich die Schaffung der neuen "Stabsstelle Anwendung Elektro- und Wasserstoffmobilität (SAEW)" bei der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB), mit der die Kreiswerke Barnim künftig eng zusammenarbeiten will. Mit der neuen Stabsstelle will die WFBB die Vorreiterrolle des Landes als neues Zentrum Moderner Mobilität ausbauen. „Damit haben wir die große Chance, im internationalen Standortwettbewerb zu punkten“, sagte Minister Steinbach.
„Bei der Modernen Mobilität hat Brandenburg als Vorreiter bei den Erneuerbaren Energien einen starken Standortvorteil. Mit internationalen Konzernen wie Tesla oder BASF und einem innovativen Mittelstand bilden wir inzwischen bei der Elektromobilität die komplette Wertschöpfungskette ab. Auch bei der Wasserstoff-Mobilität verfolgt Brandenburg innovative Projekte. Nun gilt es, dieses Plus noch stärker auf die Straße und die Schiene, sprich in die Anwendung zu bringen. Dabei kommt der SAEW eine bedeutende Aufgabe zu. Ich freue mich, dass die SAEW und die Kreiswerke Barnim künftig in einem vertieften Austausch stehen werden, denn die Kreiswerke leisten hervorragende Arbeit auf diesem Sektor“, betont Minister Steinbach weiter.
„Wir als Wirtschaftsförderung und Energieagentur unterstützen die Entwicklung der Modernen Mobilität im Land. Mit unserer neuen ,Stabsstelle Anwendung Elektro- und Wasserstoffmobilität‘ sind wir im engen Austausch mit vielen Akteuren in Brandenburg – darunter den Kreiswerken Barnim. Diese Zusammenarbeit wollen wir intensivieren. Unser Ziel ist es, dass alle Unternehmen und Kommunen Elektro- und Wasserstoffmobilität künftig so umfassend nutzen wie die Kreiswerke Barnim. Dazu werden wir zum Beispiel Förderprogramme schnell in die Betriebe und Verwaltungen kommunizieren. Ergänzend bieten wir interessierten Firmen und Institutionen die Möglichkeit, sich in Form von Webinaren über ihre Erfahrungen und Best-Practice-Beispiele zu informieren sowie ein Überblick über die unterschiedlichsten technischen und kaufmännischen Lösungsansätze zu gewinnen“, erläutert WFBB-Geschäftsführer Sebastian Saule.
Landrat Daniel Kurth betont die Bedeutung von erneuerbaren Energien für den Barnim: „Wir setzen seit nunmehr 15 Jahren ganz bewusst auf Energie aus erneuerbaren Quellen. Um die verschiedenen Bereiche der Daseinsvorsorge für Barnimer Bürgerinnen und Bürger, Institutionen und Unternehmen langfristig auf stabile Füße zu stellen, führt kein Weg an dezentralen Versorgungsstrukturen vorbei, welche neben regenerativen Energiequellen bewusst auf starke regionale Partnerschaften bauen. Die Zukunft des Barnims ist mehr denn je eine Frage des gemeinsamen Agierens vor Ort: Wie können wir aus dem, was uns der Barnim an Möglichkeiten bietet, gemeinsam das Beste für unsere Zukunft tun?“
Christian Mehnert, Geschäftsführer der Kreiswerke Barnim, freut sich auf die Zusammenarbeit mit der SAEW: „Unsere Vision ist es, dass der Landkreis Barnim perspektivisch zu 100% unabhängig von fossiler Energieversorgung wird. Von den Erfolgen der Energiewende sollen möglichst alle im Landkreis Barnim profitieren: die Bürgerinnen und Bürger ebenso wie die Institutionen und Unternehmen. Diese Vision basiert auf dem Selbstverständnis, dass wir die Energiewende nur gemeinsam und auf Basis breiter Akzeptanz in der Bevölkerung umsetzen können und wollen. Dabei hilft die Kooperation mit der SAEW ungemein, denn sie bringt zusätzliches Knowhow ein.“